BARISCHES WINDGESETZ
Die
Bestimmung der Lage von Tief- bzw. Hochdruckzentren ist gelegentlich für
praktische Zwecke wichtig. Eine einfache Regel dafür hat 1856 der hollaendische
Meteorologe Ch. H. D. Buys- Ballot (1817-1890) gefunden: Dreht man (auf der
Nordhalbkugel) dem Wind den Ruecken zu, so liegt in Blickrichtung des
Beobachters vorne links das Tief und rechts hinter dem Beobachter das Hoch. Die
Regel ermoeglicht es, aus den beobachteten Aenderungen der Windrichtung auf die
Zugbahn eines Tiefdruckgebietes zu schliessen. Buys-Ballot gruendete den
niederlaendischen Wetterdienst und schuf das erste europaeische Sturmwarnsystem
(für die Seefahrt).
BAROMETER
Mit Hilfe eines Barometers
misst man den atmosphaerischen Luftdruck. Es gibt verschiedene Arten von
Barometern: Aneroidbarometer, Fluessigkeitsbarometer und Hypsometer. Das erste
Barometer, ein Fluessigkeitsbarometer, wurde von E. Torricelli entwickelt. In
der Meteorologie zaehlen der Luftdruck bzw. entsprechende Luftdrucktendenzen zu
den wichtigsten Groessen neben der Temperatur, Luftfeuchte und Wind. So deuten
zum Beispiel im Sommer starker Luftdruckfall haeufig auf nahende
Gewitterfronten und im Winter auf rasch heranziehende Frontensysteme und
Sturmtiefs hin.
BAROMETRISCHE HOEHENSTUFE
Hoehendifferenz
zweier Punkte, bei der der Luftdruck um 1 hPa abnimmt. In Naehe des
Meeresspiegels gilt im Mittel 1 hPa = 8m als Hoehendifferenz. Mit zunehmender
Hoehe waechst die barometrische Hoehenstufe: in 5000m entspricht die
Hoehenaenderung um 1 hPa etwa 14 m.
BART
In
Fliegerkreisen Ausdruck für eine aufsteigende Thermikblase (Thermikschlauch);
kann auf Grund ihres Auftriebs sogar ein Stueck in eine stabile Schicht oder
Inversion eindringen. Fliegt ein Segelflugzeug im Bereich einer solchen
Thermikblase Kreise, kann es an Hoehe gewinnen, wenn die
Vertikalgeschwindigkeit der Luft groesser ist als die Sinkgeschwindigkeit des
Segelflugzeugs.
BAUERNREGEL
Gereimte
Wetterregeln aus den regionalen Erfahrungen vieler Jahrhunderte; stuetzen sich
meist auf feste "Lostage". Die Regeln lassen sich nicht auf jeden
beliebigen Ort anwenden, oft sind Ursprungsort und Ursprungszeit heute nicht
mehr bekannt. Gereimte Bauernregeln liegen bereits aus babylonischer Zeit vor.
Sie wurden von den Griechen und Arabern zu einem System astrologischer
Wetterregeln erweitert.
BEAUFORT
Beaufort-Skala.
Eine vom englischen Admiral Sir Francis Beaufort (1774-1852) aufgestellte,
urspruenglich zwoelfteilige (ohne Windstille), spaeter auf 17 Stufen erweiterte
Skala der Windstaerke, um auch innerhalb der Windstaerke 12 (Orkan) noch eine
weitere Unterteilung vornehmen zu koennen. Windstaerke 12 war urspruenglich
nach oben hin nicht begrenzt.
BEDECKUNGSGRAD
(oder
Bewoelkungsgrad): Das Ausmass der Bedeckung des Himmels mit Wolken wird vom
Wetterbeobachter geschaetzt und im Klimadienst in Zehntel bzw. im Synoptischen
Dienst in Achtel angegeben. Die Angaben reichen von 0/8 oder 0/10 (wolkenlos)
bis 8/8 oder 10/10 (bedeckt). Im Wetterbericht erfolgt meist folgende
Zuordnung: 0/8 = wolkenlos, 1-2/8 = heiter, 3/8 = leicht bewoelkt, 4-6/8 =
wolkig, 7/8 = stark bewoelkt, 8/8 = bedeckt. Im Flugwetterdienst werden die
Achtel wie folgt zusammengefasst: 0/8 "sky clear" (SKC) fuer wolkenlos,
1-2/8 "few" (FEW) fuer wenig bewoelkt, 3-4/8 "scattered"
(SCT) fuer aufgelockert bewoelkt, 5-7/8 "broken" (BKN) fuer eine
durchbrochene und 8/8 "overcast" (OVC) fuer eine geschlossene
Wolkendecke.
BERGWIND
Berg-
und Talwind treten tagesperiodisch auf. An Schoenwettertagen erwaermen sich die
Berghaenge tagsueber staerker als die freie Atmosphaere. Die erwaermte Luft
steigt entlang der Haenge oder direkt vertikal auf. So entsteht der gegen
Mittag einsetzende taleinwaerts gerichtete Wind (Talwind), der gegen Abend
abflaut. Der Talwind ueberlagert sich mit dem Hangaufwind, der von
Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang weht. So entsteht tagsueber eine Zirkulation:
Talwind am Boden, aufsteigende Luft ueber den Bergen, Kompensationsstroemung in
der Hoehe, Absinken ueber dem Vorland. Die aufsteigende Luft ueber den
Berghaengen wird sichtbar, wenn nach einem wolkenlosen Morgen die
Quellwolkenbildung zuerst ueber den Gipfeln einsetzt. Nachts hingegen kuehlt
die Luft an den Haengen durch Ausstrahlung ab und fliesst talwaerts und die
ganze Zirkulation kehrt sich um. Vom spaeten Abend bis zum Morgen weht
talauswaerts der Bergwind, kombiniert mit dem Hangabwind. Der naechtliche
Bergwind hat eine wichtige Funktion: Er ersetzt die verunreinigte Talluft durch
saubere, staubarme Gebirgsluft. Diese Windsysteme, die sich in komplizierter
Weise im Laufe des Tages ueberschneiden, werden gerne von Segel- und
Drachenfliegern sowie Paragleitern genutzt.
BERMUDAHOCH
Das Bermudahoch
ist ein Hochdruckgebiet, welches man haeufig ueber dem Nordatlantik im Gebiet
der Bermudainseln antrifft. Es gehoert zu den bestaendigen Hochdruckzellen des
subtropischen Hochdruckguertels, aehnlich wie das Azorenhoch. Das Bermudahoch
beeinflusst massgeblich das Wetter im Suedosten der USA sowie auf den
Westindischen Inseln.
BEWOELKUNG
Bedeckung
des Himmels mit Wolken; Angabe in Achteln von 0/8 (wolkenlos) bis 8/8
(bedeckt). Im Flugwetterdienst werden die Achteln zusammengefasst: 0/8
"sky clear" (SKC) für wolkenlos, 1-2/8 "few" (FEW) für
wenig bewölkt, 3-4/8 "scattered" (SCT) fuer aufgelockert bewoelkt,
5-7/8 "broken" (BKN) fuer durchbrochene Wolkendecke, 8/8
"overcast" (OVC) fuer bedeckt bzw. geschlossene Wolkendecke.
BISE
Kalter
Wind aus Nord bis Nordost im schweizerischen und franzoesischen Alpenvorland.
Entsteht bei hohem Druck noerdlich der Schweiz und einem Tiefdruckgebiet ueber
dem Mittelmeer. Im Gebiet des Genfer Sees kann der Wind infolge Kanalisierung
Staerken bis zu 50 Knoten erreichen.
BLAUER HIMMEL
Die
Sonnenstrahlen werden auf ihrem Weg durch die Atmosphaere zur Erde an den
Molekuelen der Luft gestreut. Dabei ist die Streuung bei kuerzeren Wellenlängen
(blau) staerker als bei laengeren (rot). Der Effekt ist umso groesser, je
reiner die Luft ist (wenig Staub und Wasserdampf). Die Luftteilchen lenken also
am meisten das blaue Licht ab, am wenigsten das gelbe, fast gar nicht das rote.
Das blaue Licht, das durch die Streuung aus seiner urspruenglichen Bahn gelenkt
wird, trifft auf andere Luftteilchen und wird von ihnen weiter abgelenkt. Das
Blau scheint so für den Beobachter auf der Erdoberflaeche nicht direkt von der
Sonne zu kommen, sondern aus allen Teilen des Himmelgewoelbes. Morgens und
abends ist der Weg der Sonnenstrahlen durch die Atmosphaere wesentlich laenger,
so dass auch das gelbe Licht abgelenkt wird. So entsteht die gelbe bis
roetliche Faerbung des Morgen- und Abendhimmels und auch der Sonnenscheibe
selbst. Ist die Luft stark wasserdampfhaltig, verstaerkt sich dieser Effekt und
man spricht vom Abendrot. Die feuchte Luft (in den hoeheren Schichten) kann
Wetterverschlechterung ankuendigen.
BLAUTHERMIK
Konvektion
ohne Wolkenbildung. Infolge der zu trockenen Luft tritt keine Kondensation ein.
BLITZ
Ausgleich
elektrischer Spannungen (etwa 100 Mio. Volt) innerhalb von Gewittern zwischen
zwei Wolken mit entgegengesetzter elektrischer Aufladung
("Wolkenblitz") oder zwischen einer Wolke und der Erdoberflaeche
("Erdblitz"). Die haeufigste Form ist der Linienblitz (verzweigte
Zickzackspur); daneben gibt es noch den Flaechenblitz, der entsteht, wenn die
einzelnen Teilentladungen eines Linienblitzes durch die rasche Bewegung der
Luftmasse flaechenhaft auseinander gezogen werden. Sehr selten sind
Perlschnurblitze und Kugelblitze. Jede Sekunde wird die Erdoberflaeche von etwa
100 Blitzen getroffen.
BLIZZARD
Schnee-
und Eissturm in Nordamerika, der Orkanstaerke erreichen kann. Er tritt als
Vorstoss polarer Luft an der Rueckseite durchziehender Tiefdruckgebiete auf und
kann als "Norther" sogar die Laender am Golf von Mexiko erreichen. Er
bringt eisigen Wind, starke Schneefaelle, Eisregen und Dauerfrost.
BLUTREGEN
Durch
feinen Staub aus der Sahara roetlich gefaerbter Regen in Mitteleuropa. Im
Winter auch als Blutschnee auftretend.
BODENFROST
Die
Temperatur, die 5cm über dem Erdboden gemessen wird, sinkt in der Nacht unter
den Gefrierpunkt 0°C, nicht aber die in der Wetterhuette (2m Hoehe) gemessene.
Wenn die Temperatur am Erdboden unter den Gefrierpunkt sinkt, gefriert auch das
Porenwasser im Boden, das dabei sein Volumen um 9% vergroessert
(Frostaufbrueche).
BODENINVERSION
Eine
meist nachts durch Ausstrahlung auftretende Erscheinung, bei der die
Lufttemperatur vom Erdboden bis in eine gewisse Hoehe zunimmt und erst darueber
abnimmt, wie es der normalen Schichtung der Atmosphaere entspricht.
BODENNEBEL
Ein am
Erdboden aufliegender Nebel, der nicht über etwa 1m Hoehe ansteigt; entsteht in
Niederungen bei ruhigem Wetter und klarem Himmel, wenn die Ausstrahlung des
Bodens gross ist und damit eine rasche Abkuehlung der untersten Luftschicht bis
zum Taupunkt eintritt. Die Bildung wird beguenstigt durch eine feuchte
Erdoberflaeche oder ueber Seen. Oft Vorstufe eines dichter werdenden und in die
Hoehe wachsenden Nebels.
BODENWETTERKARTE
Zeichnerische
Darstellung der Wetterverhaeltnisse eines groesseren Gebietes (z.B. Europa und
Nordatlantik) von einem bestimmten, international festgelegten Zeitpunkt (00,
06, 12, 18 Uhr UTC). In der Wetterkarte werden die Messdaten der einzelnen
Beobachtungsstationen nach einem sog. Stationsmodell mit ebenfalls
international festgelegten Wettersymbolen für Temperatur, Taupunkt, Luftdruck,
Windverhaeltnisse, Niederschlag, Wolken dargestellt. Somit sehen auf der ganzen
Welt die Wetterkarten gleich aus. Mit Hilfe dieser Eintragungen kann die
Wetterlage analysiert werden. Die Bodenkarte ist neben dem Satellitenbild und
den Hoehenwetterkarten die wichtigste Grundlage für die Beurteilung der
Wetterlage und der daraus folgenden Wettervorhersage.
BODENWIND
Nach
internationaler Uebereinkunft wird der Wind in 6 m Hoehe gemessen; wichtig
besonders für Starts und Landungen der Flugzeuge, die gegen den Bodenwind
erfolgen muessen.
BOLOMETER
Ein Bolometer ist
ein Strahlungs- bzw. Temperaturmessgeraet, welches von S.P. Langley entwickelt
wurde. Beim Bolometer wird der Widerstand einer geschwaerzten Platinflaeche in
Abhaengigkeit von der absorbierten Strahlung (und damit der Temperatur der
Platinflaeche) in einer Brueckenschaltung gemessen. Moderne Bolometer verwenden
Halb- und Supraleiter, da durch die Verwendung dieser Materialien wesentlich
hoehere Empfindlichkeiten erzielt werden koennen als bei der Verwendung von
Platinfolien.
BOEE
Einzelne heftige Windstoesse vor einem Gewitter, einem
Schauer oder einer Kaltfront bzw. allgemein bei starkem Wind mit markant
wechselnder Windgeschwindigkeit. Die Boeigkeit ist ein Ausdruck für die
Turbulenz der Luftstroemung.
BOEENWALZE
Als
Boeenwalze ("sqall line") wird eine besonders ausgepraegte,
dunkelfarbige Wolkenform bezeichnet, die unmittelbar vor dem Herannahen einer
heftigen Gewitterfront auftritt. Sobald in einer Gewitterwolke Niederschlag
einsetzt, kuehlen Regen und Graupel oder Hagel den entgegenstroemenden Aufwind
ab und drehen ihn um. Dieser kalt gewordene Abwind stuerzt dann in die Tiefe.
An der Erdoberflaeche breitet sich die Kaltluft nach allen Seiten in einer
flachen Schicht aus und hebt die dort auf die Gewitterwolke zustroemende
feuchtwarme Luft an, wodurch es zu Kondensation, also Wolkenbildung kommt; es
bildet sich ein sog. Boeenkragen, eine bogenfoermige Wolkenwalze (arc cloud).
Die damit verbundene Staubaufwirbelung kann die Bodensichtweite extrem
einschraenken.
BORA
Heftiger,
kalter, trockener Fallwind an der Kueste Dalmatiens. Der Name wird auch in
anderen Gebieten für aehnliche Winde vom kalten Hochland zum waermeren Tiefland
verwendet.
BRECHUNG
Mit Brechung oder
auch Refraktion bezeichnet man die Ablenkung von Lichtstrahlen an Grenzflaechen
unterschiedlich dichter Medien. In der Atmosphaere sind die Dichteschwankungen
nahezu kontinuierlich, wodurch die Strahlen nur allmaehlich oder in nahezu
unendlich kleinen Schritten gebrochen werden. Die Strahlengaenge erscheinen
daher in der Atmosphaere eher gekruemmt denn geknickt. Die atmosphaerische
Refraktion ist am staerksten in der Naehe des Horizontes ausgepraegt, da hier
die Wege der Lichtstrahlen durch die Atmosphaere hin zum Beobachter am
laengsten sind. Dies hat zum Beispiel eine Verformung der Sonne kurz nach ihrem
Aufgang bzw. kurz vor ihrem Untergang zur Folge. Weitere Folgen der Brechung
sind der Regenbogen oder Haloerscheinungen an Eisprismen.
BROCKENGESPENST
Schattenbild
des Beobachters (oder eines Flugzeugs) auf der Obergrenze einer glatten Nebel-
oder Wolkenschicht; meist riesengross, oft von farbigen Ringen umgeben.
BURAN
Der Buran ist ein
winterlicher Nord- bis Nordoststurm, der in Ostrussland und Sibirien in Folge
kraeftiger Kaltluftvorstoesse auftritt. Mit dem Buran stehen meist heftige
Schneestuerme mit Schneeverwehungen in Verbindung.
BUYS-BALLOT-WINDGESETZ
Hat der Beobachter den Wind im Ruecken, liegt der tiefe Druck links, der
hohe Druck rechts von ihm (auf der Nordhalbkugel).